Kambi Nyoka Primary School
KAMBI NYOKA primary school
Kajado, Kenia
Beginn: Dezember 2022
DIE UMGEBUNG
Die meisten Menschen im Landkreis Marsabit leben größtenteils noch als nomadische Viehhirten und das in extremer Armut. In vielen Fällen sind sie auf die Ausgabe von Hilfsgütern durch das Welternährungsprogramm (WFP) und die eigene Selbstversorgungslandwirtschaft angewiesen. Die derzeitige anhaltende Dürre und die große Armut haben den Bewohner*innen die Lebensgrundlage entzogen, so dass die betroffenen Haushalte noch weniger Möglichkeiten haben, sich ausreichend zu versorgen, geschweige denn das Recht der Kinder auf Bildung und Gesundheit durchzusetzen.
ZUSTAND VOR AUSBAU
Die Grundschule von Kambi Nyoka liegt im Nordosten von Marsabit und wird aktuell nur von 39 Kinder (16 Jungen und 33 Mädchen) besucht, obwohl das Dorf etwa 449 Haushalte mit schulpflichtigen Kindern hat. Aufgrund der vorwiegend nomadischen Lebensweise, der begrenzten staatlichen Unterstützung für Bildung und der hohen Armutsrate von 81% verschlechterte sich auch der Zustand der Grundschule von Kambi Nyoka seit seiner Gründung im Jahr 2020 stetig.
Die unzureichende Qualität der Grundschule hat die wenigen Eltern, die es sich noch irgendwie leisten können, dazu gezwungen, ihre Kinder nach Erreichen des schulpflichtigen Alters an benachbarte Schulen, die bis zu 50 km entfernt liegen, zu schicken. So besuchen mehr als 400 Schüler*innen aus Kambi Nyoka andere und weiter entfernte Schulen. Da dies mit höheren finanziellen und logistischen Mitteln verbunden ist, schicken die meisten Eltern maximal ein Kind zur Schule.
Die Kambi Nyoka Schule besteht aus einem provisorischen Klassenzimmer, einer Behelfsküche und einer unvollständigen Grubenlatrine. Das Gebäude aus Eisenblech heizt sich durch fehlenden Schatten sehr stark auf. Die anstauende Hitze macht ein konzentriertes und längeres Lernen unmöglich. Eine funktionierende Wasserversorgung ist nicht gegeben.
Das Klassenzimmer dient zusätzlich als Lebensmittellager für die Kinder. In einer Metallkiste bewahren die Kinder ihre Bücher und Stifte auf. Jedes Elternteil zahlt monatlich 1,60 Euro, um das Gehalt des Hausmeisters zu finanzieren, der für die Wartung des Schulgeländes verantwortlich ist.
Aufgrund der mangelnden Infrastruktur kündigten viele Lehrer*innen in dem Bereich der Früherziehung /Vorschule (ECDC: Early Childhood Development Center). Die Schule bietet ihnen kein attraktives Lernumfeld. Die Arbeitsbedingungen sind zu schlecht. Die Schule verfügt daher derzeit nur noch über eine ECDE-Lehrkraft, die den Unterricht unterstützt.
PROJEKTZIELE & - MASSNAHMEN
✓ Bau von 1 gemauerten Zisterne von 50 m3
✓ Bau und Ausstattung von 8 Klassenzimmern
✓ Bau von 3 Grubenlatrinen
✓ Bau und Ausstattung von 1 Verwaltungsgebäude (mit Mobiliar)
✓ Bau und Ausstattung von 1 Küche
✓ Bau von 5 Lehrer*innenwohn-Einheiten
✓ Bau von insgesamt 2 Schlafsälen für Jungen und Mädchen (mit je 3 eingebauten Latrinen, Duschen und Waschbecken)
✓ Bau eines Teiches mit Tropfsystemen
✓ Anlage und Bepflanzung eines Gemüsegartens
✓ Erweiterung und Sanierung von Zaun und Tor
✓ Bau von Spielplatz und Sportgeräte
✓ Schulung der Schulkinder in Landwirtschaft /Gemüseanbau und damit verbunden die Bedeutung von Gemüse für eine gesunde und ausgewogene Ernährung
✓ Schulung in Hygiene, insbesondere für Mädchen im Zusammenhang mit der Menstruation plus Verteilung von Hygienekits (Seife, wiederverwendbare Binden, Waschlappen).
Das benötigte Baumaterial wird auch hier teilweise von den Eltern in Eigenleistung hergestellt. Mit Hilfe einer Ziegelpresse der WHH fertigen sie z.B. die Ziegelsteine für den Bau der Klassenzimmer und des Verwaltungsblocks an und erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung. Das Einbeziehen der Dorfgemeinschaft ist wichtig, um das Gefühl der „ownership“ (Eigentum der Schule) zu erhöhen. Das abschließende Training für die Eltern und die Lehrerschaft hinsichtlich der Wartung und des Managements der Schule dient dem Erlernen auch weiterer Kompetenzen, wie Gruppenorganisation, Entscheidungsfindungsprozesse, Mediation und Konfliktlösungsmechanismen.
Fortschritte bis Juni 2024
Die Laufzeit dieses Schulbaus musste aufgrund von unvorhersehbaren Rahmenbedingungen vor Ort mittlerweile um Monate verlängert werden.
Zunächst gab es Ende letzten Jahres eine langanhaltende Dürre. Eltern und Dorfbewohner, die selbstständig Baumaterial zusammentragen sollten, konnten dies nicht leisten, da sie sich verstärkt und priorisiert um die Grundversorgung ihrer Familien und des Viehs kümmern mussten.
Hinzu kamen schwere Regenfälle und drastische Überschwemmungen im Frühjahr diesen Jahres. Das hatte zur Folge, dass die Transportwege wegen überschwemmter Straßen nicht passierbar waren und die Baustelle nicht erreicht werden konnte.
Dies wiederum zog eine Kette von Folge-Verschiebungen nach sich:
♦ Verfügbarkeit und Verbindlichkeit qualifizierter Handwerker aufgrund
konkurrierender Aufgaben während der langen Überschwemmungszeit
verschob sich, denn die Handweker mussten zwischenzeitlich andere
Aufgaben annehmen, um eigene finanzielle Engpässe zu überwinden.
♦ das Anlernen der unqualifizierten Handwerker (Eltern und Dorfbewohner)
verzögerte sich.
♦ Inflationsbedingter Preisanstieg machte Nach- und Neuvergabe von
Aufträgen notwendig ⇒ dadurch wiederum verzögerten sich die
Materiallieferungen.
♦ Rahmenbedingen in dieser entlegenen, rauen Gegend sind per se
schwieriger und herausfordernder.
FERTIGSTELLUNG & ABSCHLUSS
Am 1. Oktober 2020 fand eine feierliche Übergabezeremonie auf dem Schulgelände statt, nachdem alle Vorhaben wie geplant umgesetzt wurden.
Im April 2020 wurde eine Budgetrevision vorgenommen, bei der einige Einsparungen dadurch erzielt wurden, dass das Personalbudget und die laufenden Fahrzeugkosten mit anderen Schwesterprojekten der Welthungerhilfe geteilt wurden. Die Einsparungen ermöglichten
✓ den Bau eines zusätzlichen Speisesaals und
✓ die Installation von 2 zusätzlichen Kunststoff-Wassertanks mit
je 10 m3 Fassungsvermögen.
Die Schule hat ihre Wassergewinnungs- und Speicherkapazität durch das Projekt um 70 m3 auf insgesamt 80 m3 erhöhen können. Dieses Wasser reicht aus, um die Schule ein ganzes Jahr lang zu versorgen.
Aufgrund der durch Corona bedingten Schulschließungen konnten zunächst keine Hygieneschulungen mit den Kindern durchgeführt werden. Dennoch erhielten die Mädchen und Jungen persönliche Hygiene Sets mit Seife, Eimern, Zahnbürsten und Zahnpasta, Nagelscheren, Taschentüchern, Unterwäsche und Produkten für die Monatshygiene für die Mädchen. Die Kinder kommen aus sehr armen Familien, sodass viele von ihnen das erste Mal in ihrem Leben eigene Hygieneartikel in den Händen hielten.
Zwischenzeitlich sind alle Schulungen erfolgt:
✓ Schulung der Eltern in der Wartung und Instandhaltung der Schulinfrastruktur
✓ Schulung der Schülerinnen und Schüler in Gartenbau und gesunder Ernährung.
✓ Schulung in Hygienefragen, z.B. Händewaschen sowie Aufklärung und Beratung zum Thema Menstruation für die Mädchen
Dies hat bereits innerhalb kurzer Zeit eine dauerhafte positive Verhaltensänderungen bei den Kindern bewirkt, ihr Wohlbefinden und dadurch ihre schulische Leistung gesteigert.
Anzahl der Schüler
Vor der Sanierung der Schule
86
Nach der Sanierung der Schule