Kalas Primary School
KALAS primary school
Karamoja, Uganda
Juli 2022 bis Oktober 2024
DIE UMGEBUNG
Immer noch ist diese Region der dünnst besiedelte und in der Entwicklung meist zurückgebliebene Teil des Landes. Die erste Schule wurde 1934 eröffnet, zu einer Zeit, als es in anderen Teilen des Landes schon jahrzehntelang Sekundärschulen gab. Die Analphabeten Quote beträgt noch immer 75%. Die Bewohner des Distrikts leben in Stämmen und betreiben traditionell einen Mix aus Viehzucht und Ackerbau, wobei sie halbnomadisch leben. Weibliche Genitalverstümmelung (female genital mutilation, FMG) und Zwangsverheiratung von minderjährigen Mädchen sind nach wie vor keine Seltenheit.
ZUSTAND VOR AUSBAU
Die Kalas-Mädchenschule wurde von der Distriktregierung ermächtigt, als Zentrum für minderjährige Mädchen in Not zu wirken. Neben der Angst vor Zwangsverheiratung und FMG werden auch bereits verheiratete Minderjährige die flüchten, von der Schule aufgenommen, ebenso wie Mädchen, deren Eltern den Schulbesuch verweigern.
Viele der Mädchen mussten traumatisierende Erfahrungen durchleben und leiden unter der Trennung von ihrem Elternhaus. Die Entscheidung, von zu Hause fortzulaufen und an der Schule Aufnahme zu finden, ist keinem der Mädchen leichtgefallen. Um mit der afrikanischen Tradition des unbedingten Gehorsams gegenüber Anordnungen der Eltern zu brechen, braucht es starke Persönlichkeiten. Dies ist typisch für alle diese Mädchen.
Derzeit besuchen ca. 500 Mädchen diese Schule regelmäßig, die in 7 Klassen bis zur Grundschul-Abschlussprüfung führt. Durch die Schulschließung (Corona) ist die Erstklässler-Quote überproportional hoch. Da die Kinder in Streusiedlungen leben, ist das Einzugsgebiet sehr groß und die Internatsunterbringung unabdingbar. Etwa die Hälfte der Mädchen, die die Schule besuchen, sehen ihre Familie nur in den Ferien.
PROJEKTZIELE & - MASSNAHMEN
✓ Renovierung von 2 der drei bestehenden Schlafräume
✓ Bau eines weiteren Schlafraums für 60 Mädchen, einschließlich Betten und Matratzen
✓ Unterstützung der Mädchen, die nicht nach Hause zurückkehren können durch Schuluniformen, Hygieneartikel und Nahrungsmittel während der Ferien
✓ Zusatznahrung zu den Lieferungen von Grundnahrungsmitteln durch das Welternährungsprogramm. Geliefert werden lediglich etwas Mais, Bohnen und eine geringe Menge Öl. Das reicht für Kinder im Wachstum nicht aus
✓ Fortführung des Programms des komprimierten Lernens. Viele der Mädchen, die in der Schule Zuflucht suchen sind zu alt, um mit Sechsjährigen die Bank zu teilen. Deshalb wurde und wird ihnen der Lehrstoff altersbezogen komprimiert vermittelt, um dann in die entsprechenden Klassen integriert werden zu können.
Langfristiges Ziel ist neben der Schaffung eines sicheren Ortes für die Mädchen und der Vermittlung von Bildung, die sichere Rückkehr der Mädchen in ihre Heimatdörfer. Dazu müssen die Väter und /oder älteren Brüder einsehen, dass FGM und Zwangsverheiratung falsch sind und dass Schulbesuch ein Recht ist. Dies ist ein oft Jahre dauernder Prozess und gelingt nicht immer.
Fortschritte bis April 2023
Die Renovierungsarbeiten an den schon bestehenden Schlafräumen sind abgeschlossen, die Grundmauern des Schlafraums stehen schon.
Die Fertigstellung der neuen Schlafräume wird jedoch voraussichtlich etwas länger dauern, da die Beschaffung der Materialien zeitintensiver ist als ursprünglich eingeplant.
FERTIGSTELLUNG & ABSCHLUSS
Die geplanten Projektziele und Maßnahmen wurden vollständig umgesetzt, wenn dies auch einen deutlich längeren Zeitrahmen benötigt hat als ursprünglich geplant.
Schülerin Cheyech Stella, Klasse 6, in 2020 in die Kalas Schule geflüchtet.
Um den Mädchen einen geschützten Raum zu bieten, haben wir in einem zweiten Schritt zusätzlich einen Zaun um das gesamte Schulareal gebaut und die Schule mit Solarleuchten ausgestattet, so dass sich die Mädchen auch in der Nacht wohl und sicher fühlen.
Zudem haben wir die Anschaffung von Nähmaschinen und das dafür notwendige Mobiliar sowie die entsprechende Schulung finanziert.
Das ermöglicht den Mädchen, die auch nach Abschluss der Schule oftmals nicht nach Hause zurückkehren können, mehr Möglichkeiten auf ein selbstbestimmtes Leben.
Dies hat bereits jetzt dazu geführt, dass wesentlich mehr Mädchen sich trauen, Ihre Familien und /oder Ehemänner zu verlassen um in der Schule nicht nur Zuflucht sondern auch Bildung erhalten. In der Gesamtschule werden diese Mädchen ‚Champions‘ genannt, statt Diskreditierung erfahren sie so Respekt für Ihren Mut. Dennoch ist es unglaublich schwierig für diese Mädchen sich den Traditionen zu widersetzen.
Auch fördern wir, gemeinsam mit der WHH, regelmäßige Schulungen der Familienangehörigen (besonders der Väter und Brüder) dahingehend, dass es bessere Alternativen zu den negativen traditionellen Praktiken wie Zwangsverstümmelung und Kinderehe für die Mädchen gibt Diese Veränderung im Denken der Familien zu erzielen, ist langwierig und gelingt nicht immer, da diese Traditionen tief verwurzelt sind.
Lehrer Atai Babra, unterrichtet Klassen P2 & P3 als auch geflüchtete Mädchen, seit 2020 Lehrerin in Kalas.